miércoles, 9 de febrero de 2011

Small Talk


9. Februar.- Liebe Ainara: seit du in die Schule gegangen bist, hast du Riesenschritte gemacht. Für mich ist es köstlich mit dir zu telefonieren, obwohl ich weiss, dass du eine vage Vorstellung davon hast, wer ich bin.


Ich meinerseits habe, seit du geboren bist, auch Fortschritte gemacht. Heute, zum Beispiel, habe ich zwei Aufträge vor der Arbeit erledigt: um halb neun bin ich zur Bank gegangen; ein bisschen später war ich in der Apotheke.

Die Marketing-Abteilung der Firma die auf mein Geld aufpasst, hat vor ein paar Jahren entschieden, dass die Institution (sie) näher beim Kunden (mir) sein sollte. Seitdem rufen sie mich mit einer gewissen Häufigkeit an.

Bis jetzt konnte ich ihre Einladungen nicht annehmen, weil ich dachte, dass mein Deutsch nicht gut genug sei. Letzte Woche aber, hat mich eine sympathische Dame noch einmal angerufen und mich wieder zu einem Gespräch eingeladen.

Heute hat mich ein gewisser Herr B. empfangen. Sehr nett. Ungefahr vierzig Jahre alt, etwas stärker, die Krawatte ein bisschen lose.

Herr B. und ich haben ein paar Worte gewechselt. Wir haben uns gegenseitig von unseren Verkühlungen erzählt. Er hat mir erklärt dass er nächste Woche nach Thailand fliegt, hauptsächlich um Sonne zu tanken. Ich meinerseits habe ihm erzählt, dass ich vor einer Woche auf den Kanarischen Inseln war. Danach hat er mir zwei oder drei Broschüren gegeben. Ich habe behauptet, dass ich sie studieren werde. Und nachdem wir uns gegenseitig alles Gute, alles Liebe und viel Spaß gewunschen haben, verabschiedeten wir uns ganz herzlich.  

Zweite Station: die Apotheke. Die Apothekerin war eine junge Dame. Ich habe ihr erklärt, dass ich verkühlt bin und sie hat mir ein Produkt empfohlen. Ich habe ein paar Witze gemacht, sie hat höflich gelacht, hat mir eine gute Besserung gewunschen und ich bin nach Hause gegangen.

Während die Tablette sich in warmes Wasser aufgelöste, habe ich habe mir gedacht wie schön es ist, Blödsinn auf Deutsch sagen zu können. Gut, vielleicht nicht Blödsinn, aber ganz unwichtige Sachen. Was man hier als „Small talk“ kennt.

Als ich hier her gekommen bin, war eine der ersten (unangenehmen) Folgen die Stummheit. Ich, der in Spanien ein unermüdlicher Redner war (ein lustiger sogar, würde ich sagen), habe  mich sprachlos gefühlt. Schweigsam. Hilflos.

Diese Zeiten sind glücklicherweise vergangen und ich will glauben, dass fünf Jahre später, die Österreicher in mir einen Paco entdecken, den sie bis jetzt nicht gekannt haben: jemand der Witze macht, ein unterhaltsamer Mensch. Jemand der sich mit einer gewissen Raffinesse ausdrücken kann. Es ist, Ainara, ein schwer zu beschreibendes Vergnügen.

Bussi von deinem Onkel


Ich bedanke mich für die Stilkorrektur bei Birgit, Jürgen und Erwin

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